Graf Saint Germain in der Literatur – Weltanschauung

Graf Saint Germain in der Literatur  Friedhard Radam

Weltanschauung

War Saint-Germain ein „Materialist“?  Ich komme zu dieser Frage, da nicht nur Warnstedt in der oben zitierten Briefstelle ihn so nennt, sondern auch Karl, der ihm im Gegensatz zu Warnstedt wohl gesonnen war. Sie meinen beide zwar nicht den kruden alltäglichen, sondern den philosophischen Materialismus, und doch ist es so, daß alle zwei Saint-Germain nicht begriffen haben. Der Graf Warnstedt offensichtlich aus purem Unverstand, Karl wegen einer orthodoxen christlichen Haltung. 
Der Baron von Gleichen sagte von St.-Germain,

„sa Philosophie était celle de Lucèce“,

und damit kommen wir dem Kern schon näher, besonders dann, wenn es bei Gleichen weiter heißt,

„il parlait avec un emphase mystérieuse des profondeurs de la nature“.

Honoré Balzac, Daguerreotypie von Louis-Auguste Bisson, 1842 (wikipedia)

Dem „Materialismus“ Saint-Germains begegnen wir auch bei Balzac aber dort wird vehement dargelegt, was darunter zu verstehen ist: ein unaufhörliches Drängen aller natürlichen Dinge nach Bewegung, ein permanenter Kraftstrom und Energiefluß, der die Materie zur Entwicklung treibt. Hier können wir den Bogen zu Lukrez schlagen, und Gleichens Äußerung wird verständlich. Der Materialismus der Antike war metaphysisch, eine Lehre, „welche alle Materie von Haus aus als belebt (beseelt) betrachtet…
Noch darüber hinaus ginge Saint-Germain selbst, wenn wir für dieses Mal der Überlieferung trauen dürfen, und es wirklich so wäre, daß das in der Sammlung „Poémes philosophiques sur l’Homme“ von Mercier ‚erschienene „Sonnet philosophique“, das man ihm zuschreibt, wirklich von ihm stammte:

„Curieux scrutateur de la nature entiére, J’ai connu du grand tout le principe et la fin. J’ai vu Tor en puissance au fond de sa miniere, J’ai saisi sa matière et surpris son levain.
J’expliquai par quel art l’ame aux flancs d’une mère, Fait sa maison, 1’empörte, et comment un pépin Mis contre un grain de blé, sous l’humide poussière; L’un plante et l’autre cep, sont le pain et le vin.
Rien n´ était, Dieu voulut, rien devint quelque chose, J’en doutais, je cherchai sur quoi l’univers pose, Rien gardait l’èquilibre et servait de soutien.
Enfin, avec le poids de l’éloge et du blâme,
Je pesai l’éternel, il appella mon âme,
Je mourus, j’adorai, je ne savais plus rien. „

Redaktionell: 

Scan-Exemplar. Fußnoten aus techn. Gründen entfernt

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