Graf Saint Germain Bibliographie Werke der Fiktion
Bibliographie Friedhard Radam
Werke der Fiktion
(ohne Ansehen des Raumes, den St.-G. einnimmt
+ Balzac, Honore de: Katharina von Medici. – übers, v. Paul Hansmann. Hamburg : Rowohlt, 1955. -+ S. 447 f., in Teil „Vertrauliche Mitteilungen der Brüder Ruggieri“ (i. dt. Ausg. keine weiteren Unter¬teilungen, i. Ggs. z. Original) Frz. Originalfassung: s. Folgetitel
+ Balzac, Honore de: Sur Catherine de Medicis. – In: La comedie Fümaine / Etudes philosophiques, Ausg.: Oeuvres completes de Honore de Balzac. – Paris, 1906. – Bd. 2. – II, 410 S. + S. 416, 2e Parie: Le secret des Ruggieri, V.: Les alchimistes.
Eigentlich hat diese ganze, fast 500 Seiten lange Er¬zählung überhaupt nichts mit dem Grafen von Saint-Germain zu tun, wie man sich an Hand da“historischen Daten leicht denken kann. Erst auf der letzten Seite des historischen 2. Teils (der 3. schildert einen Traum) vollzieht Balzac die überraschende Wendung zu ihm hin. Vorher hatten die alten Brüder R. in Verteidigung ihres Lebens die von mir im Text nur äußerst gerafft wiedergegebenegeradezu ani-mistische Entwicklungslehre vor dem König von Frankreich (Karl IX) ausgebreitet. (Ein besonderer Kunstgriff Balzacs ist noch, daß die Brüder ihre Darlegungen anschließend unter sich augenzwinkernd als Kniff bezeichnen, mit dem sie lediglich ihren Kopf hätten retten wollen.) Ganz unver¬mutet sagt Balzac dann, die beiden hätten als Schüler den „berühmten“ Grafen von St.-G. gehabt, dem sie übrigens auch die Hofanekdoten aus ihrer Zeit mitgeteilt hätten. Er sei der letzte der Alchimisten gewesen, der am besten diese Wissenschaft hätte erklären können; aber er hätte nichts geschrieben. Und: „La doctrine cabalistique exposee dans cette Etüde procede de ce mysterieux personnage“.-Ganz zum Schluß gibt er dem Grafen noch einmal das Wort. Was seien fünfzig Generationen, sinniert er dort, wenn man die Mysterien des Lebens ergründen wolle.
Barnum, Phineas Talyor: The humbugs of the world (Bibliogr. Ang. sTlfoschn. G b)
Inzwischen bin ich in Zweifel geraten, ob er wirklich hierher in die Belletristik gehört. Vermutlich hat er doch eher St.-G. in dem professionellen Erfahrungsbericht eines Schaustellers als Kollegen vereinnahmt.
Bibra, Ernst von: Tzarogy : Roman. – Bd. 1 – 3. – Jena : Costenoble,
Bühler, Paul: Der Weltenwanderer : ein Drama um Graf Saint Germain in einem Vorspiel und 7 Szenen. – 3. erw. Aufl. -Dornach (Schweiz). – Literar. Verl., 1964. – 86 S.-(Auch über ‚Schweizer Buch1 frühere Aufl. nicht erm. können). Wie man am Verlagsort unschwer erkennen kann, ein anthro-posophisches Werk, das auch im Kap. „Esoterisches Schrifttum“ seinen Platz hätte finden können.
Bulwer-Lytton, Edward: Zanoni
Direkt taucht St.-G. hier zwar nicht auf; lt. A. Lang und P. Chacornac geht es jedoch um denselben Typus, lediglich unter einem anderen Namen.
Capendu, Ernest: Le Comte de St. Germain. – Paris, 1845. – (Roman)
+ Dannenberg, Willibald: Der Graf von St. Germain : ein Abenteurerleben aus dem achtzehnten Jahrhundert. -Berlin : Voegels, 1920. – 177 S.
Ein Roman, ohne sich so zu nennen, allerdings ein Titel, der vielleicht auch unter den Monographien stehen könnte. Nach Quellen gearbeitet (auch etliche Hinweise auf Zeug¬nisse im Text) unter Verquickung von erzählerischen, er¬fundenen Partien mit übernommenen Berichten (einmal sogar mit einer literar. Vorlage). Nicht zu verachten, trennt aber die Legende nicht genügend von der Realität, die denn doch punktuell vorhanden ist.
Dumas pere, Alexandre: ?
ET geht das Gerücht, auch der ältere D. habe die Gestalt des Grafen irgendwo verwendet, ich konnte aber nicht bis auf den Grund gelangen.
Dupeuty, (Charles-Desire) ; Fontan, (Louis-Marie): Le comte de Saint-Germain : piece en trois actes, melee de chants ; (representee sur le theatre national de Vaudeville le 27 sept. 1834, – Paris : Marchant, 1834, – (Le Magasin theatral ; 4)
Wie man sieht, läßt sich aus dem Sujet ein Vaudeville-Stück genauso machen wie ein Mysteriendrama.
+ Elbe, A. v. d.: Brausejahre : Bilder aus Weimers Blütezeit. -In: Die Gartenlaube : illustriertes Familienblatt. -Leipzig : Keil, Jg. 1884, ab S. 373, mit Unterbrechungen. Ein reiner Kolportageroman in Fortsetzungen, der merk¬würdigerweise ganz ernst genommen wird (sogar, wie schon erw., von P. Chacornac). Liegt es an den historisch be¬glaubigten Mitwirkenden? St.-G. ist dort ein Gegenspieler -“ Goethes! (Johann Wolfgang), dem er bös intrigant seine Position am Weimarer Hof streitig zu machen sucht bei weitreichenden politischen Plänen im Dienste noch finstrerer Mächte. Für den Herzog Karl August inszeniert er eine Art sittsam gemilderter Peep-Show im angeblichen Hörselberg, und die Schauspielerin Corona Schröter, auch sie ja nicht eben eine ganz und gar erfundene Person, wird seine Zwangsgemahlin. Nicht absolut ungeschickt, aber was die historischen und psychologischen Realitäten be¬trifft, eine Klamotte. –
Farrere, Claude: La maison des hommes vivants. – Paris : Flammarion. 1940. –
Henninger, Friedrich: Der Graf von Saint-Germain : Schauspiel in 5 Aufz. – München : Salesianer-Verl., 1927. – 67 S> -(Jugendbühen ; 7)
+ Hugo, Victor: Ruy Blas : Drama
Würde nur zählen unter der Voraussetzung, daß man die Theorie anerkennt, nach der Saint-Germains Mutter Maria-Anna von Neuburg-Pfalz ist. In diesem Fall wäre seine Mutter die weibliche Hauptperson dieses Stückes, jedoch noch zu der Zeit, da sie Königin von Spanien war. – Ein Edelmann des Hofes, von ihr zurückgewiesen, will sich rächen, indem er einen seiner Lakaien, der sie liebt, als Ebenbürtigen ausstaffiert und die Leidenschaften wie Kegelkugeln in Bewegung setzt. Es rollen dann zwar keine Köpfe, aber es fließt Blut. Der unglückliche Held, Ruy Blas, entleibt sich, nachdem er der Königin alles gestanden hat. Sie bleibt seelisch versehrt übrig. – Das alles ist reine Fiktion, auch in den psycho¬logischen Voraussetzungen; und St.-G.’s potentieller Vater findet in dem Drama gar keine Existenz.
Jensen, Wilhelm: Die Wunder auf Schloß Gottorp : ein Gedächtnis-bTätt aus dem vorigen Jahrhundert. – Berlin, 1893. –
Jezower, Ignaz (Hrsg.) s. Die Rutschbahn
Kellen, Tony: Wundermenschen. – 1922. -? (Möglicherweise Monographie)
+ Kesten, Hermann: Casanova. – Ungek. Ausg. der 1959 redig. Fassg. der 1950 ersch. Originalausg. – Frankfurt am Main : Ull¬stein, 1981. – (Ausgew. Werke i. 20 Einzelbden.). – 451 S. (Ullstein-Buch ; 37 106) + 17 Stellen i. Namensreg.
Gleichfalls ein Titel, den man bei den Monographien ein¬rücken könnte; da K. aber einen Namen als Romancier besitzt, fand ich seine Plazierung hier zutreffender. -Thomas Mann hat von diesem Buch gesagt, er hätte auf ihn gewirkt wie ein Kohlensäurebad, und mit dieser Anspielung auf Prickelndes ist die Einschätzung der handelnden Charaktere auch schon gegeben. Saint-Germain als lockerer Vogel. –
+ Knigge, Adolph (Freiherr) von: Benjamin Noldmanns Geschichte ^der Aufklärung in Abyssinien oder Nachricht von seinem und seines Herrn Vetters Aufenthalte an dem Hofe des großen Negus oder Priesters Johannes. – (Erstausg. 1791). -In: Der Traum des Herrn Brick : Essays, Satiren, Utopien. -2. Aufl. – Berlin : Rütten & Loening, 1979. – S. 101 – 425. + S. 108 – 110 u. S. 594 (Anm.).
Fast noch größer als die Überraschung, dem Namen des Freiherrn von Knigge überhaupt zu begegnen, ist die, ihn in dieser DDR-Ausgabe als ‚jakobinischen Schrift¬steller‘ bezeichnet zu finden (S. 50). „Benj. Noldmanns Geschichte…“ ist eine satirische Betrachtung natürlich nicht abyssinischer, sondern europäischer Zustände, und der Wunderglaube bekommt auch sein Teil ab. Saint-Germain mit seinem Tee steht hier nur als ein Name für andere ,mehr. Der Vater des Helden kuriert sich an dem Gebräu zu Tode. Noch bezeichnender für den Stil dieser Satire ist, daß er vorher versucht, daraus ein kommerzielles Unternehmen zu machen und ‚den ganzen Unterharz zu laxieren‘; doch leider hätten die Patienten nicht Geduld genug gehabt, „so lange zu leben, bis die eigentliche Wirkung des Tees erfolgte“, was seinen Vater in Konkurrenz zum Arzt der Stadt bringt, der ihn daraufhin beim Magistrat verklagt.
+ Koczian, Johanna von: Der geheimnisvolle Graf : neue Abenteuer mit Mark und Rhonn. – Ungek. Taschenbuchausg. – München : Heyne, 1979. – 189 S. – (Heyne-Jugend-Taschenbuch ; 241) Der Graf St.-G. wird von zwei Jungen in der Zeitmaschine besucht und ergreift dann seinerseits das Steuer, um mit ihnen zu Ort und Zeit des alten Ägyptens zu fliegen, da er (als Maler ) den bisher unerfüllten Wunsch hegte, die König-Jn Nofretete zu sehen. – Und hier gibt es nun eine ganz eigenartige Querverbindung: St.-G. besucht hier quasi als Lehrer der beiden Jungen das Nilland, während er in dem Roman Potockis (s.d.) als Schüler ebenfalls in der ägyptischen Antike, wenn auch weitaus später, in Alexandria aufwächst. –
Saint-Germains Fähigkeit, Steine zu veredeln, wird hier außerdem sehr geschickt mit der Ausgangslage der Jetztzeit verwoben.
Unterwegs nach Atlantis : ]
Koczian, Johanna von:/phantastische Reise durch die Zeiten. -Serie des Zweiten Deutschen Fernsehens, die auf der Buchfolge beruht, zu der auch der obige Band gehört. Auftritt des Grafen bereits vor sich gegangen (Anqabe leider nur vom Hörensagen), (s. Zweites Deutsches Fernsehen)
Kraft, Robert: Der Graf von Saint-Germain : Roman (in 60 Lfgn.). -NTedersedlitz-Dresden : Münchmeyer, 1910. – (Nicht genau festzustellen, ob im Ganzen als Buch erschienen; höchstwahr¬scheinlich Jugendschrift).
+ LaMothe-Langon, Etienne-Leon de: Le Comte de Saint Germain et ~“ la Marquise de Pompadour / par Madame D., auteur des Memoires d’une femme de qualite et de la Duchesse de Fontange. – T. 1 – 2. – Paris : Lecointe u. Pougin (u.a.), 1834. – T. 1: 410 S. – T. 2: 390 S.
Von der vorgespielten Verfasserschaft war oben schon die Rede. Immerhin tut L.-L. hier nicht expressis verbis so, als ob sein Werk ein Tatsachenbericht wäre. Es ist auch romanhaft genug. Zur Abwechslung wird Mme. Pompadour ein¬mal seine Gegnerin. Sie hat mit ihrer Tochter Großes vor, jedenfalls Größeres, als den Enkel des Grafen von Saint-Germain zum Schwiegersohn zu bekommen. Beide bekämpfen sich bitter, um Familie und Stand zu retten. Der (historisch wahre) frühzeitige Tod der Tochter der Madame P. bringt das resignative Ende. – St.-G. ist hier halb Spinne im Netz, halb Opfer der Großen, und das macht die Darstellung Lamothes trotz aller Sensationshascherei fast sympathisch und glaubwürdig.
+ Lenz, Eduard: Aufbruch zu religiöser Erneuerung. -fBibliogr. Ang. s. Kap. G b)
Gehört inhaltlich mehr hierher, obwohl der Titel formal zum Thema nur ein paar Tagebuchseiten enthält. Die in ihnen niedergelegten Reflexionen über St.-G. sind neben Rilke – und dann schon mit etwas Abstand Lernet-Holenia -das in der Intuition Stärkste, was über den Grafen ge¬schrieben wurde.
+ Lernet-Holenia, Alexander: Der Graf von Saint-Germain : Roman. Vollst. Ausg. – München (u.a.) : Droemer Knaur, 1980. -159 S. (Erstausg. 1948)
Vorbemerkung und div. Stellen (s. a. meinen Text). -Obwohl St.-G. in diesem Roman mehr in den Rahmen gehört, wird innerhalb der Handlung mehrere Male auf ihn zurück¬gegriffen. Dies geschieht halb reflektiv, denn von einer agierenden Person kann man bei ihm in diesem Werk nicht direkt sprechen. Der Gedanke an ihn setzt Dinge in Gang. -Für das Werk ist überhaupt eine Zwischenweltlichkeit be¬zeichnend. Die äußere Realität bildet das Wien des 20. Jahrhunderts, aber die Umwelt des Grafen von St.-G. greift dort mühelos mit ein; zwar auch genetisch, aber nicht nur. In religionsphilosphischen Gedankengängen bewegt man sich noch weiter fort, bis zur Zeit des Jesus Christus, doch das fiktive Manuskript, aus dem der Roman besteht, endet schließlich als Dossier bei der Gestapo. (Erstausg. 1948)
Linden, Ernst von: s. Karl May: Ein Fürst des Schwindels
May, Karl: Ein Fürst des Schwindels / nach authentischen
Quellen von Ernst von Linden (= Karl May). – In: Deutscher Hausschatz 6 (1879/80). – Regensburg ; New York ; Cincinatti : Pustet. – später als „Das Zauberwasser“ in folg. Titel:
+ May, Karl: Das^auberwasser. – In: Das Zauberwasser und
andere Erzählungen. – (Karl May’s Gesammelte Werke, Bd. 48) Bamberg : Karl-May-Verl., 1979. – (Erstveröff. u. d. T.: 1927), S. 5 – 87
St.-G. im chauvinistischen Sinne K. M.’s ganz welscher Finsterling, der an seinen eigenen Machenschaften zu¬grunde geht. In dem Versuch, sein deutsches Publikum zu betrügen, stirbt er polternd den Bühnentod, indem er sich selbst eine Kugel durch den Kopf jagt, deren unge¬fährliches Gegenstück eigentlich seine vermeintliche Unsterblichkeit hätte beweisen sollen.
Nerval, Gerard de: Les Illumines. – (In div. Werkausg.)
Oettinger, Eduard Maria: (Graf) Saint Germain. – (Auf der Haupttitelseite ohne „Graf“). – (Wahrsch. 18 Aufl.). -Leipzig : Reclam, 1846. – 316 S. (Wohlfeile Unterhaltungs¬bibliothek ; 41 – 43).
Ein Verfasser, über den man sich seitenlang aufregen kann. Aber ich glaube, ich habe mich im Text schon ausreichend abreagiert. – Es ist dennoch bezeichnend für die Schlamperei dieses Superbibliothekars, daß der richtige und volle Titel seines Romans erst vor dem 1. Kapitel erscheint und an der eigentlich dafür vorgesehenen Stelle nur verkrüppelt wiedergegeben ist. Der Roman erschien bei seinen Lebzeiten, und in seiner Position als Verfasser einer dickleibigen Bibliographie hätte er sicherlich etwas dagegen unter¬nehmen können. – Die Unsauberkeit Oe.’s macht sich auch darin bemerkbar, daß er, wie sein unrühmlich bekannter Schriftstellerkollege Lamothe-Langon, es in der Schwebe läßt, ob seine Hervorbringung als Tatsachenbericht zu werten sei oder als pure Fiktion. Letzteres ist sie sicherlich. St.-G., bei ihm ganz Schwarzkünstler, kauft sich eine Frau, Angioletta, (daher die erwähnte Notwendig¬keit, ihm einen Vornamen geben zu müssen) und gerät mit ihr und durch sie in die wildesten Verstrickungen durch das Paar Louis XV/Pompadour. Als Diabolus ex machina tritt dann auch noch Casanova auf und raubt ihm sein Weib. Leidenschaft, Verwirrung, Tod. – Saint-Germain verschwindet und taucht dann irgendwann im 19. Jahrhundert wieder auf – in einem Billardsalon.
Sehr komisch ist Oe’s Bibliographenmanie, an jeder dramatischen Stelle altmodische Buchtitel mit genauen Angaben und Kommentar anzuführen, die die jeweils an¬stehende Sinnesverwirrung wissenschaftlich gründlich behandelt haben, z. B. den Kuß. Aber vielleicht fehlt mir nur der Sinn dafür, daß Oettinger ein wirklicher Ironiker war. –
Potocki, Jan: Die Abenteuer in der Sierra Morena oder die Handschriften von Saragossa ; Roman. – 2 Bde. – 4. Aufl. -Berlin ; Weimer : Aufbau-Verl., 1981. – Bd. 1: 479 S., Bd. 2: 474 S. –
Frz. Originalausg.: Manuscrit trouve ä Saragosse“, ge¬schrieben jedenfalls vor 1815 (Potockis Sterbejahr). Im Deutschen bekannter unter d. Titel: „Die Handschrift von Saragossa“.
Vermerk des Verlages:“Für die frz. nicht belegten Teile des Textes wurde e. übers, aus d. Polnischen benutzt“. In des polnischen Edemannes Roman sind die Erzählungen ineinander verschachtelt wie die russischen Holzpuppen in der Puppe. Ein Strang läuft über sieben Stationen. Eine kabbalistisch bedeutsame Zahl, und um Kabbalistik geht es unter anderem in dieser Geschichtenkette auch, dazu um Geister, zwei verweste Gehenkte,Religionsge¬schichte, Arithmetik, die Inquisition und Gehörnte. Es fehlt nichts, was einem im Spanien des 18. Jhs. nicht hätte begegnen können; dazu noch die Dioskuren, Kleopatra und auch der ewige Jude. Mit ihm zusammen wächst der Knabe Germanus auf, der sehr viel später als ‚Chevalier‘ de Saint-Germain dann kabbalistische Kenntnisse besessen
haben soll (Potocki war sein Zeitgenosse). Dieser Aus¬blick auf die Zukunft des Knaben wird aber nur in einer Bemerkung getan. Er verschwindet nach einigen Erzähl -folgen wieder. In ihnen genießt er, zusammen mit seinem Kindheitsgefährten, zunächst die Belehrungen eines ägyptischen Priesters und wird dann Christ. Da der Ewige Jude immer dann verschwindet, wenn er in der Erzählung seiner Lebensgeschichte sich der tragischen Episode nähert, um deretwillen er seine endlose Wander¬schaft antreten mußte, verliert der Leser auch Germanus wieder aus den Augen.Zum Schluß erfährt man, daß der ‚Ewige Jude1 sowieso unecht war.
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Pique Dame. -Erz. geschr. 1833; diverse Ausgaben. St.-G. sehr leicht zu finden, da die Erzählung sehr kurz ist, und er auch ziemlich am Anfang erscheint. „Erscheint“ ist fast auch das richtige Wort, denn er tritt nicht eigentlich auf, hat aber dennoch eine ent¬scheidende Funktion. Dem späteren Opfer des (negativen) Helden, einer alten Dame, soll er zu seiner Zeit in Paris mit einem Kartenwundertrick zu viel Geld verholfen haben. Der junge Mann versucht nun, mit Gewalt in den Besitz dieses Kniffes oder dieser Offenbarung zu kommen. Aber er erreicht letztlich nureins: Pique Dame stößt ihm ins Herz.
Rilke, Rainer Maria: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids
BTigge. – In: Sämtliche Werke : Werkausgabe. 6. – 10. Tsd. -Bd. 11. – Frankfurt am Main : Insel-Verl., 1976. S. 709 – 978. -St>-G. S. 847 – 850.
„Der Mensch“ Saint-Germain wird hier wesentlich. Abge¬hoben von den Realitäten, ohne sich aber von ihnen zu lösen, werden bei Rilke die vermeintlichen Schwächen St.-G.’s gerade zu Stärken. Die Geschichtenerzahlerei verwandelt sich in das Charakteristikum, „daß er an die Vergangenheit nur glaubte, wenn sie in ihm war.“ Der Graf Brahe teilt mit, er hätte einmaTzugehört, wie St.-G. seinem Vater Persien schilderte, und ihm sei manchmal, ‚als röchen ihm immer noch die Hände davon‘. Aus dem angeblichen Schwarmgeist macht R. eine Person, deren Kennzeichen gerade höchste Konzentration war. Aber: „Er hätte gut mit einer Wahrheit leben können, dieser Mensch, wenn er allein gewesen wäre.“
Die Rutschbahn : das Buch vom Abenteur / hrsg. von Ignaz Jezower. -Berlin (u.a.) : Bong, 1922. –
Sand, George: Consuelo (: Roman). – 8 Bde. – Paris : Potter, 1843.
Szittya, Emil: Klaps, oder wie sich Ahasver als Saint Germain
entpuppt : Roman. – Postsdam : Kiepenheuer, 1924. – Nendeln/
Liechtenstein : Kraus Repr., 1973. – 230 S. – (Bibliothek
des Expressionismus). .
Siehe die Beziehung St.-G. – Ewiger Jude(= Ahasverus) bei Potoc
+ Tetzlaff, Irene: Der Graf von Saint-Germain : Licht in
der Finsternis. – Stuttgart : Mellinger, 1980. – 368 S.: II Trotz des Literaturverz. und der Angabe von Archiven mit Bedacht hierhergesetzt, denn es ist weitaus mehr ein ge¬staltetes Werk der Vorstellungskraft als ein dürrer Tat¬sachenbericht, wenn auch Fakten zuhauf geboten werden, (s. auch die Angaben im Text.)
+ Winckelmann, Joachim: Der Elf mit dem blauen Helm. –
ßüdingen-Gettenbach : Lebensweiser-Vl., 1958. – 112 S.-Vielleicht soll der Name des Verfassers ein Omen sein, dieser Roman beginnt und endet jedenfalls mit einer Art Glück im Winkel. Dazwischen liegt jedoch die Französische Revolution, in der diesmal der Graf, unbekümmert um die ihm historisch zugemessenen Lebensdaten, als Deus ex machina und Retter in höchster Not eingreift. (Der Elf ist nur ein Helfergeschöpf).
Unser besonderes Interesse verdient diese Geschichte da¬durch, daß der beglückte Held Bibliothekar ist.
Zweites Deutsches Fernsehen: Serie „Unterwegs nach Atlantis : phantastische Reise durch“ die Zeiten“. – Nach einer Buch¬folge von Johanna von.Koczian, zu der auch „Der geheimnis¬volle Graf“ gehört (s. Joh. v. K..). – Drehbuch: Ota Hofman.
dieser Text ist noch unvollständig in der Internetversion. Da er bisher praktisch unveröffentlicht ist, dürfte es besser sein ihn wenig an-sprechend, als nicht zu publizieren. (fst) Ungestaltetes Scan-Exemplar Fußnoten aus techn. Gründen entfernt
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