Das Geheimnis von Louisenlund von Peter Schraud komplett ohne Bilder

Das Geheimnis von Louisenlund von Peter Schraud komplett ohne Bilder

aus: https://st.germain.de

 Das Geheimnis von Louisenlund

von
Dr. Peter Schraud

Omnia cum Deo – Alles in Gemeinschaft mit Gott“

dieser Wahlspruch soll den jugendlichen dänischen Feldmarschall Carl von Hessen ein Leben lang begleiten (1744 – 1836). Mit 22 Jahren wurde er Statthalter von Schleswig-Holstein und er blieb diesem Motto während seines jahrzehntelangen öffentlichen Wirkens zum Wohle seiner Landeskinder treu. Regierungssitz war das mächtige repräsentative Schloss Gottorf vor Schleswig. Aber der Landesvater war zum Zeitpunkt der Übernahme des Regierungsamtes auch frisch verliebt und verheiratet:Louise, „Königstochter jüngste“ folgte ihm von Kopenhagen nach Süden und blieb fast 65 Jahre an seiner Seite.
Vereint mit ihr, wirkte der begabte Militär mit rascher Auffassungsgabe als immens fleißiger Friedensfürst. Im Sommer 1772 musste sich die junge Familie von zwei kurz aufeinanderfolgenden Schicksalsschlägen erholen: dem Tod des vertrauten Freundes Hartwig von Bernstorff und dem des eigenen Söhnchens Wilhelm. Die freundliche Natur half – man zog sich auf das Landgut Louisenlund am südlichen Schleiufer zurück.

Einige Wochen, die wir auf dem Lande verlebten, übten auf meine Frau und mich den besten Einfluss aus.“

Auf diese Weise wird aus dem Gut Ziegelhof, das der kurz zuvor zur Regierung gelangte Christian VII. von Dänemark seiner Schwester Louise zum Geschenk machte, Sommersitz Louisenlund. Die heilsame Ausstrahlung des Ortes war bemerkt worden. Das ist heute jedermann möglich nachzuprüfen. Für den, der die energetischen Kraftpunkte Europas studiert, liegt Louisenlund auf der großen europäischen Herzlinie, die von Karthago/Tunis über Mailand, Insel Reichenau, Externsteine, Jütland hinauf nach Norwegen führt.
Carl von Hessen nahm in Louisenlund seine Chance wahr, seinen eigenen Landschaftstempel zu errichten. Hermann von Motz (1743 – 1829), der später in Kassel wirkte, baute das schlichte und doch würdevolle Sommerschloss, der Park wurde von Johann Caspar Bechstedt nach Carls Wünschen angelegt. Dem tonangebenden Gartenästheten Christian Cay Lorenz Hirschfeld bedeutete Louisenlund nur

einen überaus anmutigen Auftritt“, der „der Seele die heitersten Bilder zurückbringt“.

Aber der junge Fürst wollte mehr als eine Umrahmung des sommerlichen Familienglücks.


Freimaurerei

1775 war er 30jährig in Schleswig in die dänische Loge „Josua zum Korallenbaum“ aufgenommen worden. Im selben Jahr erfolgte die Erhebung zum Meister und Protektor der neuvereinigten schleswig-holsteinischen Logen unter Aufsicht der Schottenloge „Carl zum stehenden Löwen“ in Schleswig. Und im kurzen war Carl von Hessen als Provinzial-Großmeister für die Freimaurertätigkeit des ganzen Nordens inklusive Dänemark und Norwegen verantwortlich und an der Seite von Prinz Ferdinand von Braunschweig mit der Durchführung des Wilhelmsbader Konvents von 1782 befasst.
Halten wir fest, dass er einer der maßgeblichen Freimaurer vor und nach Ausbruch der französischen Revolution war. Die Freimaurerbrüder Friedrich II. von Preußen (der Alte Fritz wollte Prinz Carl im Feldzug 1778/79 nur ungern von seiner Seite lassen) und Ferdinand von Braunschweig sprachen mit Hochachtung von ihm. In Louisenlund und Schloss Gottorf trafen sich die Emissäre einer kommenden Welt der Brüderlichkeit. Carl blieb allerdings auch nach Erlöschen der „Strikten Observanz“ ein Anhänger der Maurerei des praktisch-magischen Wissens. Ja, seine spirituelle Vielseitigkeit – von der Mystik bis zur tätigen Alchimie – gaben ihm eine Sonderstellung, auch wenn man seine persönliche Theosophie als verwand mit dem „Lyoner System“ des Seidenhändlers Willermoz (1730 – 1824) betrachten kann.

Doch schließlich war Carl um seinen 35. Geburtstag herum Schüler eines ganz besonderen Meisters geworden: Graf Saint Germain, der im Herbst 1779 in Schleswig angelangte und viereinhalb Jahre blieb – man kann also vier Sommer in Louisenlund zählen bis zu seinem Tod in der von Carl vorgesehenen, neu eingerichteten Farbenfabrik in Eckernförde am 27. Februar 1784.
Wir müssen uns Carl als einen sehr wissbegierigen, gelehrigen Schüler und Freund vorstellen. Viele Stunden täglich offenbarte ihm der über 80jährige Eingeweihte die Geheimnisse der Natur und der Menschheitsentwicklung, mancherlei alchemistische Experimente führten sie gemeinsam aus, eigenhändig rührte Carl in den großen Bottichen zum Färben der Seidenstoffe, denn dieses Projekt sollte die Industrie des kleinen Landes anheben. Aus Saint Germains Versuchen mit dem schwarzglänzenden „Carl-Metall“ ist nach einigen Zwischenstufen die Carlshütte in Rendsburg (Büddelsdorf) entstanden. Carl wusste, dass er an der Seite des meistverleumdeten Europäers seiner Zeit selbst in ein schiefes Licht kommen konnte, dass die Mitwelt ihn als leichtgläubigen Schwärmer einstufen würde. Aber man soll Carls frühgereifte Urteilsfestigkeit nicht gering schätzen. Das beste Beispiel ist sein symptomatisches Eintreten für den christlichen Glauben gegenüber dem beißenden Spott Friedrichs des Großes (siehe Ergänzung).

Dieser Mann überliefert 1816, im Abfassungsjahr seiner „Mémoires“, über Saint Germain:

„Es gibt fast nichts in der Natur, was er nicht zu verbessern und nützlich zu machen verstand. Er vertraute mir fast alle Kenntnisse von der Natur der Dinge an, aber nur die Anfangsgründe, und ließ mich dann durch Versuche die Mittel zur Erreichung des Zwecks selbst suchen und freute sich ungemein über meine Fortschritte. So machte er es in Bezug auf die Metalle und die Steine [Edelsteine]; aber die Farben teilte er mir wirklich mit, sowie einige andere sehr wichtige Kenntnisse. – Er kannte die Kräuter und Pflanzen aus dem Grund und hatte Arzneien erfunden, deren er sich ständig bediente und welche sein Leben und seine Gesundheit verlängerten. – Er war vielleicht einer der größten Weltweisen, welche je gelebt haben. Er liebte die Menschheit; Geld verlangte er nur, um es den Armen zu geben. Er liebte selbst die Tiere, und sein Herz beschäftigte sich nur mit dem Glück anderer. – Ich habe nie einen Mann von klarem Geiste gesehen, und dabei besaß er eine Gelehrsamkeit, besonders in der Geschichte, wie ich sie selten gefunden habe.“ Aus noch späterer Zeit, unter dem 17. April 1825, ist ein Brief Carls an Prinz Christian von Hessen-Darmstadt erhalten: „Was Saint Germain betrifft, so bin ich der Einzige, dem er sich anvertraut hat. Er war der größte Geist, den ich kannte. Er starb bei vollem Verstande in Eckernförde. Ich war damals in Kassel. Er ließ mir durch seinen Arzt, der ein eingeweihter Bruder war, sagen, er stürbe im Glauben an Jesus Christus; das würde mich freuen. Wir haben viel zusammen über Religion gesprochen, aber er war nichts weniger als ängstlich.“

Wenn man dieses Zeugnis – des Mannes, dem Saint Germain am meisten vertraut und anvertraut hat – abwägt gegen den Wust von Verdächtigungen und Ehrabschneidereien, die den berühmten Alchimisten, einst hochgeschätzt an Europas Fürstenhöfen, nun zur letzten Zuflucht (oder Flucht?) ins unscheinbare Schleswig-Holstein getrieben hatten, dann wächst die Anteilnahme an diesem besonderen Menschen Carl von Hessen – und seiner Schöpfung,

„den Anlagen des freimaurerischen Initiationsparks in Louisenlund und dem freimaurerischen Alchemistenturm, dem einzigen in der Welt, dessen Standort heute sicher ist.“

Mit anderen Worten: Wer Spuren sucht, wo der „Weltenwandler“ Graf Saint Germain nachweislich gewirkt hat, muss sie im Park von Louisenlund suchen, unter den von Gestrüpp überwachsenen Fundamentsteinen des Alchemistenturms (abgesehen von der ehemaligen Otte’schen Fabrik und dem „Christianspflegehaus“, Kieler Str. 92-96 in Eckernförde, dem Sterbehaus; denn der Grabstein in St. Nicolai ist ja nicht mehr erhalten).

 

Ein Tempel der Weisheit

1774 wurde der dreigeschossige, achteckige Turm aus Holz auf einer doppelten Rampe errichtet. Auf deren Höhe war ein gewölbter Raum mit Mittelsäule als Logen-Versammlungsraum, in dem man feierlich durch ein ägyptisches Sandsteinportal eintrat. Darunter war der eigentliche Alchimistenkeller – dieser Raum ist heute zugeschüttet, während man in den ehemaligen Logenraum unter freiem Himmel hineinklettern kann. Ohne genauen Hinweis an Ort und Stelle wird man vielleicht gar nichts Bedeutsames erkennen können. 1795 wurde der Holzturm durch eine Ummantelung aus Kalkmörtel in einen Rundturm verwandelt, mit einer Anordnung von Fenstern nach freimaurerischer Symbolik. Dadurch bekam übrigens der Grundriss des Granitfundamentes die Form eines Skarabäus, mit den geschwungenen Rampen als Beinen. Diese Konstruktion war aber der nördlichen Witterung auf Dauer nicht gewachsen und wurde in den 1920er Jahren wegen Baufälligkeit abgebrochen. Das ägyptische Portal wurde 1964 an ganz anderer Stelle wieder aufgestellt, und zwar an der Ostwand des ehemaligen Marstalls, während es ursprünglich von Westen betreten wurde. Die mit Schlangen eigentlichen Torflügel sind verloren, so dass der heutige Betrachter keine leichte Aufgabe hat, das Gewollte im Geist zu rekonstruieren. Nur durch innere Konzentration und geistige Anstrengung wächst der Alchemistenturm mit dem Athanor [d.i. die Herdstelle der Alchimisten], an dem Graf Saint Germain die Umwandlung der Elemente bewältigte, darüber dem Logenraum und den drei ausgemalten Stockwerken des Holzturms empor, bis man hoch über Birken- und Buchenwipfeln einen freien Ausblick auf die von Segeln belebte Schlei – hätte!

Dieses innere Nachschaffen gilt für alle freimaurerischen Anlagen in Louisenlund. Man denke an den rechten Winkel, den die geraden Achsen „Lindenallee“ und „Promenade zur Louisensäule“ bilden, während die zweite Lindenallee Richtung Hof Louisenlund (früher Meierei) das Lot in diesem Dreieck angibt. Man nehme den versetzten Altarstein („Kubus“), der der Freimaurer-Initiation diente (heute legen Schüler ihre Pausentaschen drauf), und konfrontiere ihn mit einem keineswegs auffallenden Steinkegel, dem „Rauhen Stein“, aus dem durch beharrliche Selbsterziehung der zum Tempelbau geeignete „geglättete Stein“ geformt werden muss. Man stelle sich vor, wie der Prüfling bei bösem Wetter in der Abenddämmerung durch Waldwildnis stolpert, das Labyrinth bestehen muss, dem sich in seiner Hütte unerwartet aufrichtenden Einsiedler ins Auge zu sehen hat und auf schmalem Steg den dunklen, grandios scheinenden Teich „Spiegel der Seele“ überschreiten muss. Sowohl Labyrinth wie Einsiedler – eine Figur mit sinnreichem Mechanismus – und Steg sind verschwunden. Der Teich ist – verkleinert – geblieben. Unter besonderen Geheimhaltungsvorkehrungen Carls wurde unter dem Wasserspiegel eine künstliche Grotte angelegt, ein Weiheort für höhere Zeremonien. Von einer Pyramide und einer Bundeslade im Inneren ist die Rede. Das Überbleibsel einer Knotensäule auf dem idyllischen Friedhof des Hauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg stärkt die Vermutung, dass diese Säule (Jachas = Stärke, zusammen mit der fehlenden Boas = Weisheit) zur Ausstattung der wenigen Schritte entfenten Grotte gehörte. Wen wundert’s, dass auch die Grotte nach dem 2. Weltkrieg vermauert wurde? Die Phantasie muss das Bild wiederherstellen, wie die Prüflinge vor einem mehr als 4 m hohen Wasserfall stehen, dessen Strom allerdings durch einen steinernen „Widder“ am nördlichen Teichrand umgelenkt werden konnte und den Eintritt in die rückwärts von Wasserfall liegende Grotte freigab. Könnte man diesen verwitterten Widder nicht noch tatsächlich betasten, wer würde es glauben?

Und doch muss man nur an die „Zauberflöte“ denken, einen unterirdischen Raum mit Pyramide, um die Stimmung am künstlichen Teich zu erfassen. Deshalb sei es aus szenischen Anweisungen des Freimaurers Emanuel Schikaneder zitiert (1791):

Das Theater verwandelte sich in das Gewölbe von Pyramiden „

(2,20)
Das Theater verwandelt sich in zwei große Berge; in dem einen ist ein Wasserfall, worin man Sausen und Brausen hört – wo das Wasser ist, liegt schwarzer Nebel. Die Szenen sind Felsen – Zwei schwarz geharnischte Männer führen Tamino herein – sie lesen ihm die transparente Schrift vor, welche auf einer Pyramide geschrieben steht. Diese Pyramide steht in der Mitte ganz in der Höhe.“
(2,28) Es folgt das Duett der beiden Geharnischten:

„Der, welcher wandert diese Straße voll Beschwerden / wird rein durch Feuer, Wasser / Luft und Erden / Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann / Schwingt er sich aus der Erde himmelan / Erleuchtet wird er dann im Stande sein / Sich den Mysterien der Isis ganz zu weihn.“

Das Feuer muss man sich, ähnlich den Fackeln oder erleuchteten Pyramidenlampen der Oper, auch in der Louisenlunder Grotte anwesend denken, zumindest in den drei rituellen Kerzen. Da die Arbeiten an Grotte und Wasserfall, wie wir aus der Korrespondenz mit dem Freimaurer Hofsekretär Bohemann wissen, erst um 1800 begonnen und nach 1801 fortgeführt wurden, ist die konkrete Anregung durch Mozarts Zauberflöte jedenfalls nicht von der Hand zu weisen.

 

Der Einweihungspark heute

Was aber bietet die Gegenwart dem Besucher Louisenlunds? Mag er den ganzen Park als seinen „Spiegel der Seele“ erwandernd meditieren! Mag ihm das Wahrzeichen Meister Jürgensens, die Armillarsphäre von 1795 (ungenau „Sonnenuhr“ genannt) helfen, seinen ‚Standort‘ unter den kreisenden Gestirnen auf dieser gesegneten Erde zu finden! Wasser, Wind, Sonnenlicht und 200jährige Baumriesen teilen ihm ihre Lebensgeheimnisse mit. Er wandelt auf den Spuren größer Menschheitsförderer, die die damaligen Kriege beenden wollten, und er begegnet den jungen Schülern aus vielen Ländern, denen nach dem Abschluss des Gymnasiums (seit 1949) die Welt offensteht. Will er sich die Ziele der Alchimisten, Freimaurer und Rosenkreuzer vor die Seele rufen, die an der Höherentwicklung des Menschengeschlechts im Bunde mit den Geheimnissen der Natur gearbeitet haben, so ist er am heiligen Ort, der keinen Reliquienkult zulässt – diese sind verstreut und verschüttet. Im Unsichtbaren wächst der Landschaftstempel von Louisenlund:

„Erde, ist es nicht dies, was du willst: unsichtbar in uns entstehn?“

dichtete Rainer Maria Rilke.
Und wer sich zuletzt nicht scheut, ein „Wie Außen so Innen“ zu erleben, kann in Sumpf und Urwaldpartien, mächtigen Baumriesen, die sich frei entfalten, streng ausgerichteten Lindenalleen, großzügigen Hainen, Schafweiden, ‚englischen‘ (südlich des Schlosses) oder ‚französischen (nördlich) Szenerien das antwortende reiche Seelenleben ins Bewusstsein treten lassen: dies Ungeläuterte, Wuchernde, anfänglich erst Kultivierte, großzügig sich entfaltende und in einem erst sehr kleinen Bereich geregelt Überschaubare. Auf diese Weise die Seele schwingen lassen – eine heilsame Bewegung!
Und so mag der homöopathische Arzt Wilfried Fink das letzte Wort haben mit seiner Louisenlund-Devise:

„Die Welt mit anderen Augen zu betrachten und zu helfen, die Dinge hinter den Dingen wieder WAHR-nehmen zu lernen.“

 

Ergänzung 1

Ende 1778 – Friedrich II. und der 34jährige Feldmarschall Carl von Hessen in Breslau

„Ich hatte eines Tages mit dem König eine ziemlich lebhafte Unterhaltung über die Religion. Er konnte kein Crucifix sehen, ohne gotteslästerliche Reden zu führen, und wenn er davon, sowie von der christlichen Religion, bei Tafel sprach, so konnte ich mich nicht in die Unterhaltung mischen, sondern senkte die Augen und schwieg gänzlich. Der König bemerkte es sehr wohl. Endlich wandte er sich mit Lebhaftigkeit gegen mich und sagte zu mir: ‚Sagen sie mir, mein lieber Prinz, glauben Sie an diese Dinge?‘ Ich antwortete ihm in sehr festem Ton: ‚Majestät, ich bin so sicher, dass ich die Ehre habe, Sie zu sehen, als ich gewiss bin, dass Jesus Christus gelebt hat, und als unser Heiland am Kreuz gestorben ist.‘ Der König blieb einen Augenblick in Gedanken versunken, dann ergriff er plötzlich meinen rechten Arm, drückte ihn kräftig und sagte: ‚Nun wohl, mein lieber Prinz, Sie sind der erste Mann von Geist, der daran glaubt, welchen ich gefunden habe.‘ Ich erwiderte einige Worte, um ihm die Gewissheit meines Glaubens zu wiederholen. – Als ich nach der Tafel durch das anstoßende Zimmer kam, traf ich dort den General Tauenzien allein, den größten und kräftigsten Mann, den ich vielleicht gekannt habe. Er legte mir beide Hände auf die Schultern, benetzte mich mit einem Tränenstrom und sagte: ‚Nun, Gottlob, hab ich doch erlebt, dass ein ehrlicher Mann Christum bekannt hat vor dem König!‘ Der gute Greis überhäufte mich mit Liebkosungen. Ich kann mir diesen glücklichen Moment meines Lebens nicht ohne die größte Dankbarkeit gegen Gott zurückrufen, dass Er mir Gelegenheit gab, meinen Glauben an Ihn und Seinen Sohn vor dem König zu bekennen.“

Aus den Mémoires, 1816 diktiert, deutsch Kassel 1866

Ergänzung 2

Ein Ausspruch des Prinzen Carl lässt die Idee, die Louisenlund für ihn verkörperte, deutlich werden und Louisenlund über alle Fragen der Gartentheorie und freimaurerischen Ikonographie hinausheben. Auf die Frage eines Freundes, des Grafen Reuterholm:

‚Le Jardin d’Eden, exist-il encore sur la terre?‘

antwortete der Prinz:

‚Je crois, qu’il existe.‘

Für die Freimaurer bedeutete der Garten Eden eine Allegorie auf die ursprüngliche Glückseligkeit des Menschen und die Utopie von der Brüderlichkeit aller Menschen auf Erden. Der Landschaftsgarten wurde zum rituellen Raum für die Arbeit der Freimaurer und zu einem Ort der Kontemplation im Anblick der göttlichen Natur. Für den Prinzen scheint mit der Metapher vom ‚Garten Eden‘ der Dualismus von menschlicher und göttlicher Existenz überwunden zu sein und sich der Traum von der menschlichen Freiheit erfüllt zu haben.“

Aus Christa Fiedler, „Herrenhaus und Park von Louisenlund“, in Landgraf Carl von Hessen 1744-1836. Schleswig 1996 (Ausstellungskatalog).
https://st-germain.de/fognin/der-digitale-bettler/